kirche Gehaus & Oechsen

 
 
 

„Als Sie geboren wurden, brachte Ihre Mutter Sie her.

Als Sie geheiratet haben Ihre Frau.

Wenn Sie sterben, werden Ihre Freunde Sie herbringen.

Warum kommen Sie nicht ab und zu einmal selbst vorbei?“


"In der Nähe von Oechsen, entlang des Baierberges, südwestlich von Stadtlengsfeld, liegt Gehaus. 1506 kaufte Ludwig v. Boineburg Gehaus ­ damals wohl nur ein Hof. In unmittelbarer Nähe des Schlosses steht die Kirche, welche 1765­1767 erbaut wurde. Sie kann nur wenige Barockornamente aufweisen. Auf eine früher in Gehaus befindliche Kirche oder Kapelle deutet nur noch der Rest eines Taufsteins aus dem Jahre 1574 hin.

Die äußere Gestaltung der Kirche ist sehr schlicht gehalten. An der Ostseite steht der Turm. Sein Hauptteil ist viereckig mit flachbogigen Fenstern. Darauf folgt ein achteckiges Geschoß mit breiten Rundbogenfenstern.

Das Innere der Kirche bietet nichts bemerkenswertes. Hinter dem Alter erhebt sich in der Mittelachse der Kirche ein mit toscanischen Säulen verzierter hölzerner Aufbau, welcher die Kanzel hält. Darüber befindet sich die Orgelempore. Die Decke über dem Mittelraum zwischen den Emporen besteht aus drei hölzernen Kreuzgewölben.

Auf dem Schlussstein des Westportals ist die Inschrift (Lue.12.cap.32) zu lesen: "fürchte dich nicht du kleine heerte CI BH DOS fOX Anno 1765" Erstaunlich ist, dass dieser Vers schon im 18. Jahrhundert gewählt wurde, als es noch zum guten Ton gehörte, "kirchlich" zu sein.

1968 wurde die Kirche sachkundig und geschmackvoll renoviert. Das dunkle Holz der Emporen und des Altars hebt das Weiß der Wände um so stärker hervor und schafft eine warme Atmosphäre."

Text: Arthur Stütz (Wölferbütt), zitiert nach Günter Kaiser, „Meine Heimat, Kirchen ­ Landschaften ­ Denkmäler"


„Unsere Dorfkirche“

aus: "Gehaus ­ Geschichte und Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart" von Paul Gerstung


„Eine Kirche als religiösen Mittelpunkt muss es schon früh in unserem Dorf gegeben haben. Dafür spricht auch der in der Kirchenchronik überlieferte, das Jahr 1506 betreffende Hinweis, wonach Ludwig von Boineburg nach Inbesitznahme der Wüstung Gehowes (dem heutigen Gehaus) und später seine Söhne "... das Land gerottet und Kirche und Pfarrhaus erbauten".

Nach Knips` "Amtsgeschichte" ist die heutige Kirche auf dem Boden einer bis dahin bereits bestehenden und eigens für den vorgesehenen Kirchenneubau abgerissenen "Filialkapelle" erbaut worden. Wenn das stimmt, so dürfte es sich bei dieser Filialkapelle mit aller Wahrscheinlichkeit um den in der Kirchenchronik o.a., vermutlich um die Mitte des 16. Jh. entstandenen ersten Gehauser Kirchenbau handeln und bei dem heute im Altarraum aufgestellten Taufstein aus dem Jahr 1577 möglicherweise um den ältesten Taufstein der Gehauser christlichen Gemeinde.

Dem Ausbruch des 30­jährigen Krieges muß man es wohl zuschreiben, dass der geplante Kirchenneubau, wegen der rasch wachsenden Bevölkerung inzwischen dringend notwendig geworden, vorerst nicht zustandekommt.

Mehr als 100 Jahre müssen noch ins Land gehen, bevor am 22. Mai 1765 der Grundstein für das neue Gotteshaus gelegt wird. Die Jahreszahl ist in den Schlußstein am Ostportal eingemeißelt. Wie überliefert, predigt der damalige Pfarrer Christian Borchardt vor einer großen festlichen Gemeinde über den Bibeltext 1. Mose, Kap. 28, Vers 18­22.

Das Baumaterial, die Sandsteinblöcke also, entnimmt man der Region des an den alten Friedhof angrenzenden hinteren Schloßgartens. Was sonst von Steinen noch fehlt, wird aus der Flur herangeschafft.

Bauleiter ist Valentin Nordheim aus dem Dorf. Die Fenster stammen aus einer Glaserei in Weilar, die Zimmerleute sind Wölferbütter und die Dachziegeln "...sind in einer Hütten in Völkershausen gemacht". Das neue evangelische Pfarrhaus, etwa zur gleichen Zeit wie die Kirche errichtet und gegenüber dem Standort der alten Pfarrei zum Park hin versetzt, wird von einem Zimmermann Gabert aus Geisa gebaut.

Als die Gehauser 1767 ihre neue Kirche einweihen, haben sie sich selbst damit ein Denkmal gesetzt. Die Jahreszahl der Einweihung ist in dem kupfernen Wetterhahn auf der Turmspitze verewigt.

Erstmals im Herbst 1777 begleitete die von Thielemann Müller in Bad Salzungen gebaute Orgel den Gesang der Kirchgemeinde.

Als Baudenkmal ist die Kirche mit ihren festungsartigen Mauern, dem mächtigen, 27 Meter hohen Turm und dessen 8­eckiger Schweifkuppel ein einfaches, in romanischem Stil errichtetes Bauwerk, mit dem Hauptportal an der Ostseite als einzigem Schmuck.

Fast schmucklos auch das in schlichtem Barockstil gestaltete Kircheninnere, mit seinen 2­geschossigen Emporen, der Orgelempore und dem Altarraum. In der Einfachheit des braun gebeizten Gestühls und der Emporenbrüstung, ohne künstlerisches Beiwerk und architektonische Besonderheit, ist sie auch heute noch die schlichte Dorfkirche von einst.  Die Glockenstube mit dem mächtigen Balkenwerk und den vier gotischen Lichtöffnungen beherbergt ein Trio von Glocken: die kleine, inzwischen ausgediente Klängelglocke, die älteste und größte aus dem Jahr 1634 sowie deren seit 1939 über unseren Dächern dröhnende jüngere Schwester. Seit 1934 sorgt ein Elektromotor für

den nötigen Schwung und auch dafür, dass der von vielen Gehauser Generationen tracktierte Blasebalg endgültig ausgedient hat.

1934 wird erstmals (?) die unter dem Altarraum befindliche Gruft geöffnet. Sie enthält Reste menschlicher Skelette, den Schädel eines Hundes, einen Kerzenhalter, Porzellanscherben sowie die mysteriöse "blaue Perle", die sich später jedoch als weniger kostbare Bernsteinperle herausstellt. Die Gruft, mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits unter der alten Filialkapelle angelegt, ist Ruhestätte und zugleich Erbbegräbnis der ersten in Gehaus ansässigen Boineburgs.

Bereits 1920 schon einmal geöffnet, wird das Innere des Turmknopfs 1972 anlässlich einer Dachreparatur nochmals ans Licht des Tages gebracht. Was man wieder vorfindet, sind die wenigen alten Münzen aus den Jahren 1760 bis 1868 daneben jene Urkunde aus dem Jahr 1818, in der man den Versuch einer Deutung unseres Ortsnamens macht.

Da wird zunächst Gehaus von dem Wort "Kuhhaus" abgeleitet, eine sicherlich unzutreffende Interpretation. Verständlicher dagegen eine Auslegung, die in der Vorsilbe "Ge" eine Sammelbezeichnung sehen will, in der sich eine Mehrzahl von Gegenständen ausdrückt. So wie nämlich aus den Worten "Busch" Gebüsch und aus "Wasser" Gewässer geworden sind, so könnte vielleicht nicht zu Unrecht, als Sammelbezeichnung für eine Vielzahl von Häusern aus "Haus" auch Gehaus entstanden sein. Woher tatsächlich aber unser Name stammt und wie aus denVorsilbe "Ge" eine Sammelbezeichnung sehen will, in der sich eine Mehrzahl von Gegenständen ausdrückt. Woher tatsächlich aber unser Name stammt und wie aus den urkundlich überlieferten Namen Gehusen, Gohhusa, Gehowes, Gehäuß schließlich Gehaus geworden ist, darüber müssen sich die Namensforscher schon den Kopf zerbrechen.

Zwei weitere im Turmknopf deponierte Urkunden aus den Jahren 1920 und 1950 sind Zeitdokumente aus den Jahren nach dem 1. und 2. Weltkrieg. (...)

Am 28.6.1818 während des Nachmittag­Gottesdienstes zerstört ein schweres Gewitter die Westseite des Turms und beschädigt Kirchendach und Kirchturmsuhr. Schiefer und übriges Material müssen unter schwierigen Umständen herangeschafft und die Reparatur des Schadens mit 85 Reichstalern von der Kirchgemeinde zudem teuer bezahlt werden.

Nach der Innenrenovierung im Jahr 1893 und wiederholten Reparaturen am Turm, geht man 1967 daran, das Kircheninnere unter Mitwirkung eines Restaurators aus Halle auf eigene Kosten gründlich zu überholen. Nach Abschluß wird die neu renovierte Kirche am 8.9.1968 unter Teilnahme des Landsbischofs Mitzenheim in einem festlichen Gottesdienst eingeweiht.

Noch als zahlmäßig kleine Gemeinde erlebt unser Dorf die Zeit Martin

Luthers und die Reformationszeit. Die Boineburgs, die lutherischer Glaubenslehre und dem Geist der Reformation eng verbunden sind, bewirken, dass sich ab 1528, und das heißt lange schon vor der Reformation, die Tore evangelischer Glaubens­ und Religionsausübung öffnen.

Wann Gehaus reformiert worden ist, weiß man nicht genau zu sagen, wohl aber, dass die Reformation von den Hennebergern zu uns gekommen ist. Dort ist es Georg Ernst von Henneberg, der 1544 die Augsburger Konfession (grundlegende lutherische Bekenntnisschrift, von Melanchthon verfasst und 1530 auf dem Augsburger Reichstag Kaiser Karl V. überreicht) annimmt, bereits 1543 aber schon damit beginnt, zusammen mit Dr. Johann Forster die Henneberger Grafschaft zu reformieren. Das heißt, Kirchen mit evangelischen Pfarrern und Schulen mit evangelischen Lehrern zu besetzen.

Für Gehaus ist der Zeitraum der Reformation von 1545 bis 1550 wahrscheinlich. Die Bezugnahme in einer Weilarer Kirchenurkunde aus dem jahre 1558 auf einen Pfarrer in Gehaus (leider ohne Angabe des Namens) dürfte dagegen mit der Einführung kaum etwas zu tun haben.

1570 leitet Fürstabt Balthasar von Dermbach auf dem Thron der Fuldaer Äbte unter Assistenz von 24 Jesuiten die Gegenreformation ein. Die reformierte Ritterschaft, darunter die Boineburgs, die Ritter v.d.Tann, v.Mansbach, v.Gersfeld u.a.m. nehmen dessen gewaltsame Erneuerungsversuche nicht stillschweigend hin. Sie erzwingen vielmehr seine Abdankung und Verbannung in ein 17­jähriges Exil, aus welchem er durch kaiserliches Dekret erst 1602 wieder auf seinen fürstlichen Stuhl zurückkehrt.

Sein Ziel, die Reformation rückgängig zu machen, setzt er innerhalb seines Herrschaftsbereichs mit unversöhnlicher Härte durch. Er kann sich dabei auf Reichsrecht, den s.g. Augsburger Religionsfrieden von 1555 berufen, demzufolge der Landesfürst die Religionszugehörigkeit seiner Untertanen bestimmt. Manch eine der ihres evangelischen Glaubens wegen von Haus und Hof vertriebenen Familien aus dem Geisaer Amt mag damals auch im Amt Lengsfeld Zuflucht und unter Boineburgs Schutz vor religiöser Verfolgung gefunden haben.

Fuldaischem Befehl zufolge werden Tanz­ und Jahrmarksveranstaltungen an Sonn­ und Feiertagen verboten.

Am 10.3.1628 erscheinen fuldaische Abgesandte und zeigen den Boineburgs an, dass die katholische Religion wieder einzuführen sei, die evangelischen Prädikanten die Wohnungen zu räumen und die sie begleitenden Pfarrherrn, Kirchendiener und Schulmeister aus Lengsfeld, Weilar und Gehaus wieder den katholischen Gottesdienst zu versehen hätten. Die Boineburgs protestieren und machen die angeordneten Massnahmen später wieder rückgängig. Aber erst ab 1630 bleibt auch Gehaus, nachdem durch kaiserlichen Erlass die Gegenreformation in den reichsritterschaftlichen Ämtern untersagt ist, wie die anderen Orte des Amtes endgültig lutherisch. Aus der Zeit der Gegenreformation sind uns aus unserem Dorf als Pfarrer die Namen Hertung Kessler (1602­1620) und Konrad Mylius (1621­1628) überliefert.

Aus Anlass der 300­jährigen Wiederkehr der Reformation und entsprechend einer Order des Weimarer Großherzogs Carl­August feiert das Dorf, wie alle Gemeinden des Großherzogtums, 1817 (31.10) das 3­tägige Reformations­Jubelfest mit Kirchen­ und Schulfeiern sowie einen großen Festumzug. Da die Pfarrstelle verwaist ist, formiert sich der Umzug zur festlich geschmückten Kirche vor dem Haus des Schultheißen Georg Adam Hoßfeld. Jedes Schulkind erhält zur Erinnerung das "Jubelbüchlein für die liebe Schuljugend".

Den 400­jährigen Geburtstag des Reformators begeht das Dorf 1883 mit der Einweihung des "Luthergartens" (Luthereiche). Das Gedenken an den Reformator im Lutherjahr 1983 soll die "Luther­Linde" bewahren, die der Gärtner Paul Hermann am 10.11.1983 im Beisein von Pfarrer Kister und einer kleinen Gemeinde am Friedhof als jungen Stamm in die Erde pflanzt."




































"Schon 977 werden Güter des Klosters Raßdorf in Oechsen erwähnt.
Die Bewohner von Oechsen mussten Zins an das Kloster bezahlen.
Da sie sonst freie Bauern waren, gefiel ihnen die Belastung nicht.
Sie verweigerten die Abgaben. Ihre Eingaben an Kaiser Otto II. und
an den Papst wurden zurückgewiesen mit der Begründung, die
Raßdorfer hätten die Laurentiuskirche gebaut und dafür müsste
Zins entrichtet werden.
Der Schutzpatron der Kirche ist der Märtyrer Laurentius, der nach
der Legende im Jahre 258 auf dem Rost verbrannt wurde, weil er
dem Kaiser, der von ihm Schätze der Kirche verlangte, die Armen
der Gemeinde brachte und erklärte, diese seien der wahre Schatz
der Kirche.
Später hatten die Oechsener ihren Kummer mit einem Mann namens
Erpho von Nithardishausen. Dieser hatte sich auf einem Berg gegen-
über der Kirche niedergelassen und eine Burg gebaut, die so-
genannte Schönburg. Aus dieser Zeit stammt vielleicht noch der
Kirchturm. Er diente in alter Zeit als Wehrturm. Der Eingang soll sich
in der ersten Etage befunden haben. Bei Belagerung wurde die
Leiter eingezogen, so dass es keine Möglichkeit mehr gab, in den
Turm einzudringen.
Wieviel Kirchen in den Jahrhunderten an diesen Turm angebaut
waren, kann man nicht mehr sagen. Bekannt ist nur, dass die
Kirche von 1576 im Jahre 1801 abgerissen worden ist. Die
Begründung zum Abbruch erscheint uns heute kurios. Es konnte
sich nämlich nicht jeder Einwohner einen eigenen Platz in der
Kirche kaufen, der dann für ihn reserviert war.      
Leider wurde bei diesem Neubau dar alte Altarraum mit dem
gotischen Gewölbe nicht mit einbezogen. Wenn wir uns in der Kirche umsehen, vermissen wir den Taufstein. Auch das hat seine geschichtlichen Hintergründe. Bis 1815 war Oechsen hessisch und gehörte damit der reformierten Kirche an. Es ist, neben anderem, Eigenart der reformierten Kirche, dass beide Sakramente, Heilige Taufe und Heiliges Abendmahl, vom Altar her gespendet werden."

Text: Arthur Stütz (Wölferbütt), zitiert nach Günter Kaiser, 
"Meine Heimat, Kirchen - Landschaften - Denkmäler"   
          


„Ein kleiner bartloser Kopf befindet sich an einem Quaderstein an der Südostecke des Turmes, mit dem Stein aus einem Stück gemeißelt. Der untere Hauptteil des Turmes ist viereckig, darauf steht ein beschiefertes, achteckiges Geschoß, das von einer Schweifkuppel gekrönt wird.  
Der Hauptraum der Kirche ist im Jahre 1801 an stelle einer älteren baufälligen Kirche erbaut worden, die aus dem Jahre 1586 stammte. Der aus Stein gemauerte Altar, mit einer Sandsteinplatte bedeckt, ist an der Ostseite aufgestellt. Hinter dem Altar steht eine Altarwand, aus der die Kanzel balkonartig heraus geragt ist. Darüber befindet sich die Orgelempore. An der Orgel ist das kurhessische Wappen angebracht. Das Orgelgehäuse ist mit Schnitzereien verziert, in denen Motive des Roccoco- und des antikisirenden Stils neben einander vorkommen. Mit der Zeit des Baues von 1801 ist dies wohl vereinbar. Die Jahreszahl 1801 steht in dem Schlussstein des Westportals, darauf ebenfalls der Name des Maurermeisters: Johann Georg Enders in Völkershausen. Die gegenwärtige Bemalung des Inneren wurde im Jahre 1896 von den Malern Rosenthal und Grau in Eisenach ausgeführt.
aus: "Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens" von Prof. Dr. P.Lehfeldt und Prof. Dr. G.Yoss, IV.Band, Jena, Verlag von Gustav Fischer 1911



Wer sich gerne unsere schöne Kirche einmal genauer anschauen möchte kann einfach dem Link folgen und erhält einen schönen Rundumblick. Viel Spaß damit!

http://wlehy2399.homepage.t-online.de/Kirche.html

 


Pfarrkirche Gehaus






 

St. Laurentius Kirche Oechsen